Winterspurenlese (2) - Großarltal

Eine Woche voller Winter, Weite, Wohlbehagen – das bietet die Kooperation „Best of Winter“ ausgewählten Teilnehmern, die Lust haben den Bergwinter per Tourenski, Schneeschuh  oder Schlitten zu erkunden und darüber in Wort und Bild zu berichten. Dabei lernen wir zwei unterschiedliche, aber benachbarte Regionen kennen, erproben neue Bewegungsarten und finden in winterlich stillen und weiten Landschaften Regionalität, Ruhe und den eigenen Rhythmus.
Im zweiten Teil berichten wir über das wunderschöne Großarltal.

Der Großglockner und andere Gipfel - solche Aussichten bieten sich im Großarltal.

Tag 4 - Ankunft in Großarl

Von Hallstatt aus trennten uns ca. 1.5 Stunden Fahrtzeit von Großarl. Die Fahrt war dabei eine wahre Freude, denn wir konnten grandiose Panoramen bewundern und die Straßen waren allesamt schneefrei. In Großarl angekommen, konnten wir es kaum abwarten, bei diesem traumhaften Wetter draußen aktiv zu werden. Nach dem Check-in im Hotel Alte Post direkt am Marktplatz gelegen, schauten wir noch kurz im Tourismusbüro vorbei, um unser Programm für die nächsten Tage zu besprechen, dann ging es auch schon los. Eine kurze Autofahrt führte uns in das Bergsteigerdorf Hüttschlag, das den Eingang zum Nationalpark Hohe Tauern markiert. Hier im malerischen Talschluss endet die Straße und man hat die Möglichkeit, abseits von Verkehr und Autolärm die tolle Natur zu erkunden. Die Entscheidung, bis zu einem kleinen See zu wandern, mussten wir aufgrund einer Sperrung wegen Lawinengefahr zwar revidieren, aber es boten sich genügend andere Möglichkeiten. Auf einen kleinen Hügel führte uns der neue Bibelweg, der sehr aufwendig gestaltet war. Anfangs gab es viele kleine Holzhütten, in denen bestimmte Bibelfiguren in einer Vitrine in Miniatur aufgebaut waren. Die Krippe mit der Geburt Christi und die Kreuzigung waren sogar lebensgroß dargestellt. 

Check-in im Hotel Alte Post in Großarl.

Das Bergsteigerdorf Hüttschlag.

Wegen Lawinengefahr nur ein kleiner Ausflug: a Hütterl auf dem Bibelweg.

Innen sehr schön gestaltet. Adam und Eva im Paradies.

Da sich nun so langsam aber sicher wieder Hunger einstellte, nutzten wir die tolle Möglichkeit, direkt unten am Parkplatz im "Talwirt" einzukehren. Neben einem guten gastronomischen Angebot war hier noch viel mehr geboten. Wir stöberten durch den kleinen Hochladen mit regionalen Köstlichkeiten, besuchten eine schaurig schöne Krampusausstellung im Keller und die interaktive Nationalpark-Ausstellung im ersten Stock, eine spannende und aufschlussreich Sache! Wieder im Hotel angekommen gönnten wir uns einen kleinen Aufenthalt im Wellnessbereich mit Schwimmbad, bevor das Wilderer Menü am Abend einen krönenden Tagesabschluss darstellte. Wir haben fleißig aufgegessen und hoffen so auf sonniges Wetter für unsere morgige Tour :)

Wenn die Kinder nicht brav sind, kommt am 6. Dezember in Österreich der Krampus.

Tag 5 - Sonne, Schnee und Eis

Was für ein Tag! Auf dem Programm stand eine mittelschwere Skitour auf das Kieserl und anschließend noch die alpine Königsdisziplin, das Eisklettern. Beides mit dem Bergführer Peter Gamsjäger (wir haben gefragt, es ist kein Künstlername) vom Verein Berg-Gesund. Und so gut wie sich das Programm anhört, war es auch, oder sogar noch besser! Der Tag begann mit Kaiserwetter, wir trafen uns um 9 Uhr in Großarl am Parkplatz der Bergbahn mit unserem Guide und der neunköpfigen Gruppe und starteten nach einer kurzen Fahrt mit dem Auto unsere geführte Skitour.

Tolles Panorama im Großarltal.

Die Karawane zieht los.

Immer schön Abstand halten. Sicher ist sicher.

Wie gesagt, das Wetter war top und so kamen wir beim sonnigen Aufstieg schnell ins Schwitzen. Einige Passagen führte auch durch schattigere Stellen im Wald. Insgesamt war der Aufstieg relativ entspannt und die Gruppe passte vom Tempo gut zusammen. Wir legten zwei kleinere Pausen ein und erreichten unser Tagesziel, das Kieserl auf 1952 Metern, gegen Mittag. Auch wenn es dort oben ziemlich windete, genossen wir die Pause in der Sonne und vor allem die grandiose Aussicht. Und was macht eine solche Aussicht noch besser? Wenn man erklärt bekommt, welche Gipfel man da sieht. Peter machte das kurz im 360 Grad Rundumschlag und wusste jeden Gipfel beim Namen zu nennen. Wir schauten also zum Beispiel Richtung Kitzbühler Alpen, auf den Gosauer Kamm, konnten den Dachstein sehen, außerdem noch den Großglockner, den Hochkönig und viele mehr. Ein tolles Highlight!

Peter Gamsjäger bei der Arbeit.

360-Grad-Gipfelkunde auf dem Kieserl.

Weiter ging es mit der Abfahrt. Die Verhältnisse stellten sich als ziemlich gut heraus und der Schnee machte Spaß bei der Abfahrt. Peter fuhr voraus und zeigte eindrucksvoll, wie das auszusehen hat, wenn man im Tiefschnee Ski fährt. Die Gruppe folgte nach und nach, im unteren Teil sind wir dann auf die Skipiste ausgewichen. Unten an der Talstation angekommen, gönnten wir uns in der Runde noch ein Weißbier, konnten uns mit den anderen unterhalten und mit Peter das weitere Vorgehen bezüglich des Eiskletterms besprechen.

Runter geht's.

Peter Gamsjäger, auch bei der Arbeit.

Spaßige Schwünge durch den Tiefschnee.

Nach der Pause ging es für uns zwei dann mit Peter in seinem Auto nur ein kurzes Stück weg von der Talstation, auf der selben Talseite gibt es nämlich einen künstlich erzeugten vereisten Wasserfall, der sich für erste Eiskletterversuche perfekt eignet. Noch am Auto zogen wir die klobigen Schuhe mit Steigeisen an und mit dem ganzen restlichen Material ging es dann die wenigen hundert Meter hoch an den Fels, der mit einem dicken Eispanzer bedeckt war. Während wir damit beschäftigt waren, uns am Boden mit dem neuen Element vertraut zu machen und die Pickel ins Eis schlugen, um die Bewegung zu verinnerlichen, richtete Peter von oben am Fels ein Toprope ein, sodass wir anschließend gesichert klettern konnten. Peter sicherte uns und wir machten uns abwechselnd an die spannende Herausforderung. Unglaublich, wie gut so ein Pickel im Eis halten kann, wie schwer es manchmal ist, die Füße mit den Steigeisen fest im Eis zu positionieren und wie brüchig das Eis sich manchmal zeigt, sodass man Eisspritzer mit dem Pickel erzeugt, wenn das Eis zerbirst. 
Super cool, dass wir diesen Sport, den wir schon lange mal testen wollten, heute ausprobieren konnten. Wenn wir mal wieder die Möglichkeit bekommen, wagen wir uns gerne wieder ins Eis! Das war dann auch der letzte Programmpunkt des aktiven Tages und es ging zurück ins Hotel, zum Kontrastprogramm. 
In dem wunderschön gestalteten Zirben-Spa genossen wir die Regenwasserdusche, die wohltuende Zirbensauna und entspannten im großzügigen Ruheraum. Tiefenentspannt ging es anschließend zum Abendessen, das heute asiatische Speisen bot. Ein großartiger Tag ging zu Ende und wir gehen voller Vorfreude auf eine weitere Skitour morgen müde ins Bett.

Ein eisiger Weg nach oben.

Hält's oder hält's nicht?

Nur nicht das eigene Seil durchschlagen!

Runter kommt man immer!

Tag 6 - In den Bergen zu Hause

An unserem letzten kompletten Tag im Großarltal stand nochmal eine geführte Skitour auf dem Programm, diesmal nur zu dritt. Wir zwei und Sepp.
Sepp Inhöger ist Bergführer. Und was für Einer! Eigentlich müsste man seinen Namen schon einmal gehört haben: über hundert Erstbegehungen, vier Achttausenderbesteigungen, die Nose am El Capitan mit 34 Seillängen in zwei Tagen geklettert und dann bringt er auch noch regelmäßig Gäste auf den Mont Blanc oder das Matterhorn oder, wie im nächsten Jahr geplant, auf den Cerro Torre in Patagonien.
Nicht genug, geht Sepp noch regelmäßig auf Skitour, leitet das Schnupper-Eisklettern von Berg Gesund und klettert regelmäßig gefrorene Wasserfälle hinauf. Warum man seinem Namen wahrscheinlich trotzdem nicht kennt, hängt mit Sepps Wesen zusammen. Wir lernten ihn heute als bescheidenen und bodenständigen Menschen kennen, der es schlicht und einfach liebt, draußen in den Bergen der Welt aktiv unterwegs zu sein!

Sepp Inhöger ist am liebsten in den Bergen unterwegs.

Sepp Inhöger hatte dreihundert Meter unterhalb des Gipfels des Mount Everest noch genug Sauerstoff im Kopf, um umzudrehen. Wäre er weiter gegangen, wären ihm die Zehen abgefroren.

Sepp holte uns um 9 Uhr am Hotel ab, von hier aus fuhren wir raus aus Großarl und parkten wenige Fahrminuten später auf einem großen Parkplatz, von dem die Loosbühelalm angesteuert werden kann. Für uns ging es erstmal nicht direkt zur Loosbühelalm, sondern hinein in das Tal am Bach entlang in Richtung Filzmoosalm. Der Weg für die Tourengeher war abwechslungsreich und führte sowohl über offene Flächen als auch durch dichten Lärchenwald. An der Alm angekommen, legten wir eine kurze Trinkpause ein, unser Ziel, das Filzmooshörndl hatten wir schon gut im Blick. Von der Hütte aus verlief die Tour dann in einem Bogen hinter einem Bergrücken vorbei und schließlich hoch Richtung Kamm des Gipfels. Die letzten paar Hundert Meter der Tour genosssen wir schon ein grandioses Panorama, die Berge der Hohen Tauern und einige weitere Gipfel mehr fest im Blick. Obwohl der Tag weniger sonnig als der gestrige war, fesselte uns das Bergpanorama.

Landschaften wie aus dem Bilderbuch.

So kahl sehen Lärchen im Winter im Winter aus.

Kleine Gipfelkunde kurz vor dem Gipfel.

Auf dem Kamm geht es weiter.

Die letzten Meter zum Gipfel.

Am Gipfel auf 2189 Metern angekommen, schossen wir noch ein paar obligatorische Gipfelbeweisfotos, dann zogen wir die Felle von den Skiern und genossen eine Abfahrt in feinstem Schnee bis hinunter zur Filzmoosalm. Nach einer kleinen Pause ging es von dort wieder hinauf, denn der Tag war noch jung, die Kräfte noch groß und die Vorfreude auf eine weitere Abfahrt ebenfalls. Wir gingen eine knappe Stunde hoch auf den Loosbühel. Der Aufstieg war erneut malerisch, zunächst führte die Spur wieder durch den Wald und oben auf der freien Fläche angekommen, bewunderten wir die wundervoll knorrigen Zirben, die hier und da auszumachen waren. Auf dem Loosbühel auf 1984m angekommen, wehte ein kräftiger Wind, sodass wir uns wieder schnell bereit für die Abfahrt machten. Diese führte uns über tolle Hänge hinunter bis zur Loosbühelalm, einer erst wenige Jahre alte Almhütte, die es gut verstand, Moderne und Authentizität zu verbinden. In der Hütte gönnten wir uns ein Weißbier und plauderten mit Sepp über seine spannenden Abenteuer. Da hätten wir noch Stunden zuhören können! Allerdings wartete noch eine letzte Abfahrt und die Abendsonne lockte uns nach draußen. Von der Alm hinab führte zum einen ein gespurten Weg, der auch mit Schlitten befahren werden kann, als auch verschiedene Hänge mit teils Tiefschnee, teils festem verfahrenen Schnee. Wir entschieden uns für eine Variante und fuhren teils über die Hänge, teils auf der gespurten Straße hinab bis zum Auto. Eine wunderschöne Tour mit ingesamt ca. 1250 Höhenmetern, mit tollen Ausblicken und schönen Abfahrten ging hier zu Ende. Danke an Sepp für dieses Erlebnis!

Berg Heil!

Sepp zeigt uns den Weg nach unten.

Eine Panorama-Abfahrt bei tollen Bedingungen.

Noch einmal geht's hoch, diesmal auf den Loosbühel.

Powder-Abfahrt zur Loosbühelalm.

Der Lohn für 1250 Meter Aufstieg.

Unser letzter Abend im Hotel verlief super entspannt. Nach der Sauna ließen wir uns ein letztes Mal das umfangreiche Abendessen schmecken, das den krönenden Abschluss eines rundum gelungenen Tages darstellte. Ein kleines Abenteuer wartet morgen noch auf uns, bevor wir die Heimreise antreten.

Das wohlverdiente Abendessen war sehr lecker.

Tag 7 - Mit Schneeschuhen rauf, auf Kufen runter

Am Tag unserer Abreise hatten wir es nicht eilig, nach Hause zu kommen, wir wollten lieber noch eine lustige Gaudi im Schnee erleben. Nach Frühstück und Check-out im Hotel ging es wieder auf den Parkplatz Grundlehen, von dem wir gestern bereits unsere Skitour gestartet hatten. Heute hatten wir die Schneeschuhe dabei und liefen damit bei strahlendem Sonnenschein hinauf durch Wald und über Wiesen zur Loosbühelalm. Kurz ging es auf der gespurten Straße hoch, doch nach wenigen hundert Metern markierten extra Schilder die Route hinauf für die Schneeschuhgänger.

Dieses Mal geht es mit Schneeschuhen hoch.

Ein schöner Pfad führt durch den Wald.

Nochmal bestes Wetter zum Abschluss der Winterspurenlese.

Auf der tollen Alm angekommen, gönnten wir uns einen ordentlichen Kaspressknödelsalat, köstlich! Und dann stand noch ein Abschlusshighlight auf dem Programm. Die Loosbühelalm bietet einen super Service, man kann hier nämlich für drei Euro einen Schlitten ausleihen und damit dann die präparierte Strecke hinab sausen. Also, Schneeschuhe an den Rucksack geschnallt und los ging die wilde Rodelfahrt. Die Strecke war top präpariert und der Schlitten nahm sofort Geschwindigkeit auf, man musste immer auf der Hut sein, dass man die Kontrolle über das rasante Gefährt nicht verliert und die engen Kurven richtig erwischte. Die Strecke führte direkt zum Parkplatz und bot eine riesige Gaudi, die man sich nicht entgehen lassen sollte! Am liebsten wären wir direkt nochmal hinab gefahren! Doch jeder schöne Urlaub kommt einmal zu seinem Ende und so stand heute auf unserem Programm nur noch die Heimfahrt.

Nach einer guten Stunde erreicht man die Alm.

Griaß di auf da Loosbühelalm.

A Woansinngaudi - dieses Rodeln.

Es gibt nur ein Gas - Vollgas!

Vielen lieben Dank an alle, die diese unglaublich spannende und abwechslungsreiche Winterwoche möglich gemacht haben! Danke an das Team von Best of Winter und ein großes Dankeschön in die beiden Winterregionen Dachstein Salzkammergut und Großarltal, besonders an Elisabeth Grill und Thomas Wirnsperger für die super Betreuung vor Ort. Wir haben zwei Regionen besucht, die wir bisher nicht kannten. Zum Glück hat sich das nun geändert! Das war definitiv nicht der letzte Aufenthalt. Am liebsten würden wir direkt noch bleiben! In keiner einzigen Minute haben wir präparierte Skipisten oder Liftanlagen vermisst, im Gegenteil. Das Gefühl, mit eigener Kraft in der intakten Natur unterwegs zu sein, kann von nichts übertroffen werden. Noch dazu hatten wir das enorme Glück, dass wir so viele interessante Persönlichkeiten kennen lernen konnten.

Fazit: Wir würden keine Sekunde zögern, wieder zu kommen und warten schon auf die Frühlingsspurenlese.

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