Durch ein Meer aus Steinen

Ganz schön lange waren wir nicht mehr in den Bergen unterwegs, stellten wir Anfang Juli fest. Geschweige denn eine Mehrtagestour mit Hüttenübernachtung. Höchste Zeit es zu ändern! Auf unserer Reise ins Großarltal, das unser eigentliches Ziel für den Sommerurlaub war, kamen wir an Berchtesgaden vorbei. Viel zu schade um hier keinen Stopp einzuplanen. Und so wurde das Auto gepackt und das Abenteuer inklusive Auto- und Hüttenübernachtung begann. Als Tourengebiet hatten wir uns ganz grob das Steinerne Meer ausgesucht. Teilweise waren die Hütten für das Wochenende schon belegt, aber glücklicherweise bekamen wir noch Plätze im Ingolstädter Haus im Matrazenlager.

Zu Fuß geht es über das Steinerne Meer.

Nach knapp vier Stunden Fahrt waren wir am Königssee, ließen uns ein Abendessen aus dem Campingkocher schmecken und übernachteten im Auto. Am nächsten Morgen wollten wir möglichst früh los, da es eine längere Wanderung werden sollte und wir den Massentouristen nicht begegnen wollten. So nahmen wir gleich eines der ersten Schiffe und konnten um kurz nach 9 Uhr die Tour in St. Bartholomä starten. Das Wetter war super angenehm, nicht zu heiß, und trocken. Ein kurzes Stück ging es noch am wunderschönen Königssee entlang, dann schlängelte sich der Weg in Serpentinen den Wald entlang hoch und wir kamen schon ins Schwitzen. Eine kleine Erfrischung bot uns der Schrainbach-Wasserfall, an dem wir vorbeikamen. Weiter leicht berghoch folgten wir der Beschilderung Richtung Sigeretplatte. Je weiter wir voran kamen, desto spektakulärer wurde es und desto mehr Spaß machte uns die Tour, auch wenn die schweren Rucksäcke uns ein wenig plagten, da wir es nicht gewohnt waren, mit mehr als Tagesrucksack unterwegs zu sein. Eine längere Pause gönnten wir uns dann am Trischübel mit tollem Blick auf die umliegenden Gipfel. Nach der Stärkung mit Käse, Wurst und Nüssen führte unsere Wanderung Richtung Hundstodgatterl. Hier oben erwartete uns eine fast schon surreale Welt. Der Himmel war zugezogen und grau und um uns herum war nichts außer Stein. Und das Ungewohnteste dabei: man hörte gar nichts. Es gab einfach keine Geräuschquelle hier, kein Bachrauschen, kein Vogelzwitschern, kein Windgeräusch, nichts. Während uns weiter unter auf der Tour die ein oder andere Gams begegnet war, schien es hier alles wie ausgestorben.

Mit einem der ersten Boote fahren wir nach St. Bartholomä.

Der Strand des Königssees.

Über steile Stufen führt der Weg zur ersten Vesperpause.

Unterwegs finden wir einen neuen Freund.

Am Watzmann geht es auch vorbei.

Anschließend wurde der Weg nochmal spannend, denn er führte über riesige Felsbrocken hinab. Hier war mehr klettern als wandern von Nöten. Es machte ziemlich Spaß, allerdings waren wir auch schon ziemlich platt und man kam durch das unwegsame Gelände alles andere als schnell voran. Nach der Klettereinlage ging es zum Abschluss noch rund eine Stunde auf befestigteren Wegen weiter, das Ingolstädter Haus hatten wir dabei fest im Blick und die uns umgebende Landschaft ebenfalls. Hier wurde schlussendlich klar, warum das Gebiet sich Steinernes Meer nennt, denn genau so sieht es an vielen Stellen aus: wie ein tosendes Meer, dass einfach zu Stein geworden ist.

Die Aussicht von unserem Pausenplatz.

Es wird steiler und die Hände bekommen auch etwas zu tun.

Steine, Steine, Steine...

Kein Pflänzchen traut sich raus.

Im Ingolstädter Haus waren wir schlussendlich mit Essens- und Fotopausen gegen 17.30 Uhr. Es folgte eine rasche Duscheinlage, um frisch gestriegelt noch ein ordentliches Hüttenvesper genießen zu können. Und wie wir das genossen! Es gab köstliche Kässpätzle mit Salat. Nach dem Essen belohnten wir uns für den anstrengenden Aufstieg noch mit grandiosen Blicken im schönen Abendlicht und krochen dann müde und erschöpft in unser Nachtlager.

Nach acht Stunden und ca. 2000 Höhenmetern haben wir das Ingolstädter Haus erreicht.

Das Essen - ein Gedicht! Vor allem nach dieser Wanderung.

Das Abendlicht ist einfach magisch.

Daran können wir uns ewig satt sehen.

Jetzt geht's aber ins Bett. Schließlich müssen wir morgen wieder hinunter.

Entgegen unserer Befürchtungen waren wir am nächsten Morgen erstaunlich fit. Es gab ein Riesen-Frühstücksbuffet mit leckeren Aufstrichen und einem genialen Bircher Müsli. Gestärkt machten wir uns an dem Abstieg. Wir hatten uns vorgenommen, diesmal die Tour über das Kärlinger Haus und die Saugasse nach St. Bartholomä zu laufen. Es stellte sich heraus, dass die Tour so um einiges angenehmer und auch kürzer war als unser Aufstieg, dennoch waren wir froh, diesen Aufstieg mit den landschaftlichen Höhepunkten gewählt zu haben. Der Weg hinab zum Kärlingerhaus bot erneut tolle Ausblicke. Es waren wieder Lebenszeichen zu sehen und zu hören. Und auch am Kärlingerhaus selbst, lässt es sich sehr gut aushalten. Bei einem kühlen Getränk ließen wir unsere Blicke auf den Funtensee und das umliegende Panorama schweifen. Leicht bergab führte der Weg weiter Richtung Saugasse, wo er in scheinbar unendlichem Zick-Zack hinunter führt. Nach einiger Zeit stießen wir dann wieder auf die Weggabelung, an der wir am Vortag Richtung Sigeretplatte gegangen waren und folgten dem vertrauten Weg hinunter bis zum Königssee. Auch wenn die Temperaturen nicht zu heiß waren und wir eigentlich „nur“ bergab gingen, fühlten wir uns unten angekommen ein wenig klebrig und so entschieden wir kurzerhand ein erfrischendes Bad im Königssee zu nehmen. Es lohnte sich und es war mega erfrischend. Schließlich hat der See durch seine enorme Tiefe eine Wassertemperatur von ca. 17 Grad. Außer der Erkenntnis, dass man bergab ebenfalls ins Schwitzen kommt, mussten wir feststellen, dass Trekkingstöcke von Vorteil gewesen werden, aber man lernt ja nie aus!

Der letzte Blick auf das Ingolstädter Haus - wir werden bestimmt wieder kommen!

Und wieder lernen wir neue Freunde kennen.

Unglaublich, diese Landschaft.

Der Rückweg über das Kärlinger Haus ist weniger anspruchsvoll, als über das Hundstodgatterl.

Wir kommen schnell voran und es wird wieder grüner.

Aber keine Sorge, Steine gibt es trotzdem noch.

Hier macht das wandern wirklich Spaß.


Das Kärlinger Haus ist sehr schön gelegen...

... und man hat eine schöne Aussicht. Hier kann man eine Pause machen.

Und wieder finden wir einen neuen Freund.

Der Unterschied zwischen Latschenkiefern und einer Kiefer.

Bald haben wir es geschafft. Die Erfrischung im Königssee wartet schon.

Ein erschreckendes Abschlusserlebnis stand allerdings noch aus: die brutale Konfrontation mit der Zivilisation. Nach zwei Tagen auf mehr oder weniger einsamen Wegen mit ein paar Wanderern, trafen wir jetzt am Bootssteg wohl direkt zur Rush Hour ein. Gefühlt hunderte Menschen gleichzeitig wollten mit den Booten zurück über den See und dementsprechend lange gestaltete sich die Wartezeit. Endlich im Boot genossen wir dann die Fahrt übers Wasser und vor allem den Blick zurück auf die Berge, von denen wir kamen. Eine mega schöne Tour! Hier waren wir nicht zum letzten Mal und von Hüttentouren werden wir auch in Zukunft definitiv öfter berichten. Ihr könnt also gespannt sein!

Hat dir der Beitrag gefallen? Dann folge uns doch auf Facebook!

Kommentare