Obwohl wir am liebsten in den Bergen unterwegs sind, waren weder Alex noch ich bisher in den Dolomiten - ein Missstand, den wir nicht länger dulden konnten!
Deshalb war schnell entschieden, den diesjährigen Spätsommerurlaub in Südtirol zu verbringen. Bis dahin recht einfach und unkompliziert. Doch schon bei der nächsten Überlegung, wohin genau wir wollen, wurde es erneut schwierig. Es gab einfach zu viele wunderschöne Flecken und Berggruppen!
Und dann stoßen wir bei Recherchen auf den Dolomites UNESCO GeoTrail, einen Fernwanderweg mit knapp 180 Kilometern Länge. Er durchquert die Dolomiten einmal von Aldein im Südwesten bis nach Sexten im Nordosten und führt durch die Naturparke Bletterbach, Schlern-Rosengarten, Latemar, Puez-Geisler und die Sextener Dolomiten. Genau so etwas hatten wir gehofft zu finden!
Nun ist es so, dass wir sehr gerne Wanderwochenenden in den Bergen verbringen, aber mit Gepäck zehn Tage zu Fuß unterwegs mit zahlreichen Höhenmetern waren wir noch nie. Challenge accepted!
In der Vorbereitung reservierten wir für jede Etappe eine Hütte oder Pension und für den Abschluss buchten wir noch für vier Tage ein kleines Hotel in Sexten.
Am Tag der Anreise fuhren wir mit dem Auto nach Sexten und parkten dieses dann im Talort Innichen am Bahnhof. Mit der Bahn ging es noch etwa zwei Stunden westlich aus dem Pustertal bis Klausen, damit wir am nächsten Morgen nicht mehr allzu lang fahren mussten, um an den Startpunkt der Etappentour zu gelangen. Natürlich hätten wir auch mit dem Auto an den Startpunkt fahren können, aber dann wären wir am Ziel der Wanderung in Sexten ohne Auto gewesen.
Tag eins in Klausen startete mit einer Bahnfahrt über Bozen und einer Busfahrt bis Aldein. Dort ganz in der Nähe befindet sich der Geoparc Bletterbach, eine riesige Schlucht, die den spektakulären Start der 10 Etappen markiert. Am ersten Tag erwartet uns mit etwa 12km und 1070 Höhenmetern eine verhältnismäßig entspannte Etappe. Trotzdem müssen wir uns erst an den schweren Rucksack und das Laufen gewöhnen. Und natürlich gibt es gleich zu Beginn schon spektakuläre Fotomotive, die uns immer wieder stoppen lassen. Durch die Schlucht wandern wir bis auf den ersten Tourengipfel, das Weißhorn mit 2287m Höhe. Es ist toll, von hier den Blick in Richtung der nächsten Etappen und Bergketten zu werfen!
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Los geht es in der Bletterbachschlucht. Der Helm ist Pflicht. |
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Der erste Gipfel, das Weißhorn, ist schon in Sichtweite. |
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Von oben lässt sich die Aussicht genießen. |
Bereits die zweite Etappe kam dann jedoch deutlich anspruchsvoller daher. Zunächst wandern wir durch Waldstücke, die deutliche Spuren der Verwüstung von Vaia aufzeigen. Vaia ist der Name des Sturms, der im Oktober 2018 enorme Schäden im Alpenraum, vor allem auch in Südtirol angerichtet hatte. Das Highlight der zweiten Etappe, das Latemar Gebirge liegt uns hier bereits eindrucksvoll vor Augen! Die unzähligen zackigen Türme ragen spitz in die Höhe und wir sind schon voller Vorfreude auf das Etappenende am Karer See. Diese Freude wird noch getoppt, denn obwohl auch am Karer See die Zerstörung durch Vaia deutlich sichtbar ist, so ist der Anblick des türkisblauen Sees mit den Latemartürmen im Hintergrund unfassbar schön. Das Abendlicht kommt, die Türme sehen immer gigantischer aus und man fragt sich unweigerlich: wie soll das noch getoppt werden?
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Morgens, bei Sonnenaufgang beginnt die zweite Etappe. |
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Der Karersee ist das Ziel dieser Etappe ... |
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... den wir bei schönstem Abendlich bestaunen dürfen. |
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Die Latemartürme bieten ein tolle Kulisse. |
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Auf der anderen Seite sieht man schon die steilen Wände des Rosengartens, durch den es dann bei der nächsten Etappe geht. |
Eine Frage, die diese Fernwanderung jeden Tag aufs neue beantwortet, denn täglich wechselt die Landschaft, werden Pässe überquert, ändert sich stündlich die Aussicht und die Formen der umliegenden Berge. Wir haben unglaubliches Glück mit dem Wetter, denn von zehn Wandertagen regnet es nur an einem halben Tag. So erleben wir den ungetrübten Blick auf den unfassbar imposanten Langkofel, durchqueren die idyllische Hochebene der Seiser Alm, erwandern die Geislerspitzen und erblicken bei einer Mittagspause beim besten Eis der Welt die schneereichen Höhen der Marmolada.
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Nach dem ersten Pass am Rosengarten haben wir diese tolle Aussicht. |
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Ziel der dritten Etappe ist die Tierser Alpl. |
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In den Dolomiten lohnt es sich, schon zum Sonnenaufgang wach zu sein. |
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Von St. Ulrich fahren wir zum Start der fünften Etappe mit der Standseilbahn auf die Raschötz, von der man diesen genialen Blick auf den Lang- und Plattkofel hat. |
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Vorbei geht es an den sehr bekannten Geislerspitzen. |
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Das ist der Blick auf die Geislerspitzen von der anderen Seite. |
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Aber auch nach dem Pass ist die Aussicht nicht weniger spektakulär. |
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Ziel der fünften Etappe ist die Puezhütte, die wirklich nur landschaftlich zu empfehlen ist. |
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Früh am Morgen starten wir die sechste Etappe nach Armentarola. |
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Der Naturpark Fanes-Sennes-Prags erinnert an manchen Stellen an den Yosemite. |
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Auf der achten Etappe sieht man mal wieder wie abwechslungsreich die Dolomiten sind. |
Jeder Tag ist anders und das macht diese Wanderung so kurzweilig und so erlebnisreich. Natürlich sind die Etappen lang, die Anstiege anstrengend und schweißtreibend und die Füße abends schwer. Und doch sind wir an jedem Morgen motiviert und gespannt, was wir wieder alles erleben dürfen.
Ein weiteres Highlight ist der erste richtige Anblick der Drei Zinnen! Vom Strudelkopf erblicken wir an Tag 9 das Highlight und Wahrzeichen der Dolomiten. Zum Glück sehen wir die Drei Zinnen, denn später an diesem Tag setzt ein widerlicher Dauerregen ein und die Wanderung hoch zu den imposanten Gipfeln durch das Rienztal ist einsam und nass.
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Vom Gipfel des Strudelkopfs zeigen sich die Drei Zinnen zum ersten Mal in voller Pracht. |
Wir verlieren jegliches Gefühl für Zeit und wandern durch den Nebel bis wir plötzlich die Drei Zinnen erblicken, die für einen kurzen Augenblick aus dem Nebel blitzen. Zum Glück schafft Alex es, diesen magischen Moment mit der Kamera einzufangen, bevor die drei sich wieder in der nassen Nebelsuppe verstecken. Wow!
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Auch am einzigen Regentag sind die Dolomiten wunderschön, auch wenn die 1000 Höhenmeter wenig Spaß gemacht haben. |
Das Ende dieser Etappe führt uns in die Büllelejochhütte, die gemütlichste und kleinste Hüte der Tour. Zum Glück haben wir uns gegen eine Übernachtung in der Dreizinnenhütte entschieden, die riesig, voll und eher kommerziell wirkt. Nass bis auf die Unterhose und frierend kommen wir in der kleinen Hüfte an und wechseln schnell die Klamotten. Als wir am Tisch sitzen und eine heiße Schokolade genießen, fängt es sogar an zu schneien! Gemütlicher kann es drinnen gar nicht sein!
Insgesamt sind wir an diesem Abend sechs Gäste. Das Team der familiengeführten Hütte tischt ein unglaubliches Abendessen mit mehreren Auswahlmöglichkeiten auf und macht uns so richtig satt und glücklich, bevor wir erschöpft ins Schlaflager fallen. Am nächsten Morgen erwartet uns das schönste Wetter, ein gigantischer Sonnenaufgang und ein atemberaubender Blick von der Oberbachernspitze, bevor wir die letzte Etappe mit dem Abstieg nach Sexten hinter uns bringen. Die anschließenden Tage in Sexten lassen wir etwas ruhiger angehen und wir stellen fest: nach zehn langen Etappen mit schwerem Rucksack kommt man bei Tagestouren mit leichtem Gepäck ganz schön schnell voran und schafft es, die angegebenen Zeiten zu halbieren!
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Am nächsten Tag haben wir wieder bestes Wetter und einen magischen Sonnenaufgang. |
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Von der Büllelejochhütte machen wir noch einen kleinen Abstecher ... |
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... auf die Oberbachernspitze. |
Liebe Dolomiten, ihr seid für uns die schönsten Berge der Welt und es war uns ein Fest, die 10 Tage durch diese unglaubliche Landschaft zu wandern. Die Vorfreude zurück zu kommen ist groß und natürlich mangelt es an Tourenplänen und Ideen wie immer nicht. Arrividerci!
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