The Northernmost Adventure

Normalerweise verschlägt es uns über die Osterfeiertage in nahe gelegene Gebiete wie die Pfalz oder nach Freiburg zum biken, doch in diesem Jahr stand an Ostern eine große Abenteuer-Reise auf dem Programm: Es ging für zehn ereignisreiche Tage in die Arktis, genauer gesagt nach Spitzbergen!

Spitzbergen - der etwas andere Strandurlaub.

Wir tauschen die Frühlingsblumen gegen das Eis und die grünen Wiesen gegen schneebedeckte Hänge. Am Sonntag, 14. April 2019 geht die Reise um kurz nach 4 Uhr morgens los. Tobi, Alex und ich starten von einer Freundin in Frankfurt aus mit den öffentlichen Verkehrsmitteln Richtung Flughafen, da wir den Flug um 7 Uhr nach Oslo erreichen müssen. Die Vorfreude auf die spannenden Erlebnissein Spitzbergen weicht am Tag der Anreise hier und da noch den Strapazen mit den Flugverbindungen. Den Flug nach Oslo erwischen wir, unser Ski-Gepäck schafft es jedoch zunächst nicht und so fliegen wir allein weiter Richtung Spitzbergen. Aus dem kurzen Zwischenstop in Tromsø, wo wir nur kurz landen und neue Gäste mit an Bord nehmen sollten sowie andere aussteigen lassen, wurde eine Pause von gut sieben Stunden, da unsere Maschine wegen einem technischen Defekt erstmal nicht weiter fliegen konnte.

Sieben Stunden Verspätung? Dann lieber mit dem Boot fahren ... 

 ... wegen Ebbe leider unmöglich.

Als wir dann abends nach gut 16 Stunden (reine Flugzeit von Frankfurt ist so um die fünf Stunden) in Longyearbyen, der größten Stadt auf Spitzbergen, landen, sind die Verzögerungen der Anreise schnell vergessen. Schon der Anflug nach Spitzbergen lässt uns staunend aus dem Flugzeugfenster schauen. Die Landschaft wird dominiert von weißen, steilen Bergen, großen Gletschern und dazwischen mal mehr mal weniger zugefrorenem Meer. Alles hier ist so fremd und anders! Noch dazu wird es nachts nicht mehr dunkel. Wir könnten uns also auf 24 Stunden Sonnenlicht freuen!

Schon der erste Blick auf Spitzbergen ist unglaublich schön.

Doch so richtig geht unsere Reise erst am nächsten Tag los, denn wir bleiben in Longyearbyen nur eine Nacht, um dann am nächsten Tag mit einer kleinen Maschine bis nach Ny-Ålesund zu fliegen, um dort unseren Freund Piotr zu besuchen. Und er hatte uns schon versprochen: Longyearbyen ist ok, aber Ny-Ålesund ist viel geiler! Er ist nun schon seit zweieinhalb Jahren auf Spitzbergen und erforscht als Wissenschaftler das Rauschen von Quasaren (tiefer will ich hier gar nicht einsteigen, das Internet weiß dazu mehr als ich verstehe).

Nach einer kurzen und erholsamen Nacht in einem Gästehaus geht es also für uns Drei am Montagmorgen mit einem kleinen Flugzeug ins ca. 120 Kilometer entfernt gelegene Ny-Ålesund, das an der Südküste des Kongsfjords liegt und - um mal ein Superlativ zu nennen - die nördlichste Siedlung der Welt ist. Touristen gibt es an diesem Ort nicht viele. Schiffe sind eigentlich die einzige Möglichkeit, um als Nicht-Wissenschaftler nach Ny-Ålesund zu kommen. Oder eben wie wir, per persönlicher Einladung. Der Flug mit der kleinen Maschine ist ein echtes Highlight. Wir haben viel Glück mit dem Wetter, denn wir können bei guter Sicht und Sonnenschein fliegen und so aus der Luft die gigantische Landschaft Spitzbergens genießen. Hier sagen Bilder definitiv mehr als alle Worte:

Wo ist der Eisbär?


Ready for Take-off








In den nächsten Tagen ist leider schlechtes Wetter vorhergesagt. Deswegen nutzen wir gleich nach dem Mittagessen nach unserer Ankunft die Chance, eine kleine feine Skitour bei noch sehr guten Schneeverhältnissen zu machen. Es geht erstmal relativ flach aus dem Ort raus, dann über einen Gletscher zu einer Passhöhe und schließlich um den Berg Zepplin wieder zurück. Auch wenn die Sicht zunehmend schlechter wird, ist diese Tour eine gelungene Sache! Und im Nachhinein sind wir sehr froh, dass wir diese Tour direkt gemacht haben, denn es sollte das einzige Mal auf Alpinski sein. 


Die nächsten Tage sind leider zu warm (immer knapp über 0 Grad), sodass es nicht schneit, sondern sehr viel und immer wieder regnet. Doch das Alternativprogramm zum Skitourengehen konnte sich sehen lassen. Unser Freund und Guide Piotr hat stets ein Ass im Ärmel und zahlreiche gute Alternativen parat. Wann hat man schon einmal die Möglichkeit, in einen Gletscher hinein zu laufen und ca. einen Kilometer lang in die Eiswelt einzutauchen? Oder Kajaktouren im Polarmeer zu unternehmen und dabei mit supersüßen und neugierigen Robben um die Wette zu paddeln? Oder beim Essen in der Kantine wilde Rentiere beim Fressen zu beobachten?

Der Eingang in die Gletscherhöhle.

Wie viele Tonnen Eis wohl gerade über uns sind?

Unglaubliche Eiskristalle ...

... bringen uns zum Staunen.


Arctic Dream Team


Mit dem Skidoo geht es zur Hütte.


Strandspaziergang



Ein Rentier beim Frühstück.



Fertigmachen fürs Kayaken.






Die Robben sind sehr an unseren Kayaks interessiert.




Diese Hütte ist ein alter deutscher Eisenbahnwaggon.




Nicht zu unterschätzen ist die Chance dem größten Landraubtier der Welt zu begegnen: auf ganz Spitzbergen leben aktuell noch etwa 3000 Eisbären. Im Vergleich zu den 2000 Einwohnern eine doch ganz stattliche Zahl. Und da diese Bären bis zu drei Meter groß und 700-800 Kilo schwer werden können, muss man wissen, wie man sich im Ernstfall bei einer solchen Begegnung verhalten muss. Hierfür bringt Piotr uns die grundlegenden Regeln für den Umgang mit Signalpistole und Gewehr am Schießstand bei. In Spitzbergen ist es nämlich nicht erlaubt, die Orte unbewaffnet zu verlassen. Und wer eine Waffe mitführt, der muss auch wissen, wie man mit ihr umgeht. Am Abend nach dem Schießtraining haben wir Glück und bekommen die Möglichkeit, mit einem Boot auf die andere Seite des Fjords zu fahren, um dort in einer Hütte zu übernachten. Die umliegenden Hütte sind allesamt toll ausgestattet mit Kochutensilien, Brennholz und Schlafmöglichkeiten. 



Unser Taxi zu einer Insel, wo wir die Nacht verbringen.








Bei einer Wanderung wollen wir die Gegend erkunden.

Dann werden wir wieder abgeholt und es geht nach Ny-Ålesund zurück.

Gegen Ende unserer Zeit auf Spitzbergen meint es das Wetter dann doch nochmal gut mit uns. Nachdem sich ein Großteil des Schnees in Matsch und große Teiche verwandelt hat, wird es jetzt über Nacht eisig kalt und windig und das meiste friert schnell wieder zu. Der starke Wind bleibt auch tagsüber und die daraus entstehenden Schneeverfrachtungen sind uns lawinenmäßig zu heikel, um nochmal auf einen Berg zu gehen. Dennoch wollen wir noch eine Skitour machen, allerdings fällt dieses Mal die Wahl auf Langlaufski. Jeder von uns bekommt einen Husky vor den Bauch geschnallt und los ging die wilde, flotte Fahrt, die nicht immer ganz kontrolliert war! Die umliegende Landschaft wird von der Sonne, die endlich wieder scheint, perfekt in Szene gesetzt. 

Mit den Huskys geht es auf Skitour.

Auch hier ist die Aussicht toll.

Skruf erholt sich von der Anstrengung und genießt die Sonne.






Am Abend laufen wir noch zu einer Hütte.



Bereits ab Mitte April taucht die Sonne nicht mehr unter den Horizont.





Nach einer weiteren Nacht in einer sehr nahe gelegenen Hütte (zu Fuß erreichbar) brechen wir morgens wieder Richtung Ort auf und haben erneut Glück mit dem Wetter. Die See ist ruhig und so ist es möglich, eine Bootstour im Fjord bis zu den großen Gletschern … und rund um das gigantische schwimmende Eis zu unternehmen. Bei dieser Tour erweitert sich unsere Liste der tierischen Begegnungen um ein Walross, dass auf einer Eisscholle sitzt. Die gesamte Tour mit dem Boot und der Anblick auf die gewaltigen Gletscher und die Umgebung wird uns ewig in Erinnerung bleiben.

Am letzten Tag in Ny-Ålesund wird es noch spektakulärer.

Mit dem Boot geht es an den Kronebreen-Gletscher.










Vielen Dank an unseren Kapitän Gwendal fürs Mitnehmen!




Wer ist denn da?

Ein Walross auf einer Eisscholle.













Da dieser Tag auch leider unser letzter in Ny-Ålesund ist, müssen wir auch unbedingt ausnutzen, dass es nicht dunkel wird. So packen wir nach der Bootstour und nach einem kleinen Snack unsere Sachen und fahren mit den Schneemobilen auf den Gletscher…, um uns in ein ca. 30 Meter tiefes Eisloch abzuseilen und anschließend wieder hinaus zu klettern. Oben am Gletscher angekommen, werden die Schneemobile als Sicherungsanker genutzt und einer nach dem anderen kann sich in das Loch abseilen. Unten angekommen ist man von wunderschönen glatten Eiswänden umgeben und der Blick nach oben ist auch spektakulär. Hinaus gelangen wir durch den Einsatz von Steigklemmen und einer Schlaufe für das Bein. Eine anstrengende aber coole Erfahrung!

Achtung Seil!


Ungefähr 30 Meter geht es in ein Gletscherloch hinab.




Mit Hilfe von Steigklemmen gelangen wir wieder nach oben.

Sowieso war die Reise nach Spitzbergen in dieser Hinsicht ein Volltreffer: wir konnten täglich Dinge erleben, die wir noch nie in unserem Leben zuvor gemacht haben. Großartig! Der nächste Urlaub wird es schwer haben, diese Reise zu toppen, so viel ist klar. Wir reisen nach Hause voller bleibender Eindrücke, beeindruckt, dankbar und glücklich, diese Erfahrung gemacht zu haben! Danke Spitzbergen und Danke Piotr für die supergeile Zeit!

Vielen Dank Tobias Leuz für die geilen Bilder!


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